Sehr geehrte Besucher,
liebe Arztkollegen,
Der Münchner Notdienstarzt und Hartmannbund-Mitglied Dr.(I) Gero Winkelmann, begrüßt den Aufruf des neuen Präsidenten der Bundesärztekammer, Dr. Klaus Reinhardt, sich auch in der Arbeitswelt auf die extreme Hitzewelle (2019) einzustellen.
Es geht darum, Hitzeschäden an den Menschen und in der Arbeitswelt und bei Kranken und Alten zu vermeiden..
In seinem kurzen Dankbrief beschreibt Dr. Winkelmann seine Eindrücke als langjähriger Notdienstarzt und als Bürger (z.B. mit einem erschöpften, exsikkierten DHL-Paketfahrer in Unterhaching).
Dankbrief an Dr. Klaus Reinhardt
Am 1.7.2019 schrieb Dr,. Winkelmann an den Präsidenten der Bundesäztekammer folgenden Dank:
Sehr geehrter Herr Vorsitzender Dr. Reinhardt,
sehr geehrte Damen und Herren Arztkollegen und Verantwortliche,
herzlichen Dank für Ihren kürzlichen Aufruf (als Präsident der Bundesärztekammer) an Arbeitgeber und die Arbeitswelt, ihren Mitarbeitern wegen der Extremtemperaturen 'Hitzepausen' zu ermöglichen.
Quelle: https://www.faz.net/agenturmeldungen/dpa/neuer-aerztepraesident-fordert-hitzepausen-16260022.html
Dieser Appell an mehr Fürsorge von Seiten der Arbeitgeber, indirekt aber auch an alle Hitze-Konfrontierten, ist richtig, wichtig und ein Zeichen dafür, daß wir jetzt keinen Klinikarzt mehr, sondern einen erfahrenen Allgemeinarzt aus der Praxis, aus dem täglichen Leben als obersten Arzt Deutschlands haben. Danke vielmals.
Als Notdienstarzt erlebe ich täglich die vielen alten Menschen, die austrocknen, aber auch als Bürger die rackernden Arbeiter, z.B. Paketboten. Letztere sind abhängig von Leistungs-, Verdienst- und Zeitdruck und vergessen quasi das städige Trinken.
Aktuelles Beispiel für einen Hitzeschaden
Akutes Beispiel:
Vor 4 Tagen habe ich vor unserem Haus in Unterhaching um 14.30 Uhr einen jungen DHL-Paketboten mit grün-grau-blassem Gesicht gesehen.
Er habe noch nicht getrunken, würde aber bald sich etwas an der nächsten Tankstelle zu trinken kaufen… (Wirklich??)
Ich eilte ins Haus zurück und gab ihm eine Flache Mineralwasser mit.
Ungute Verhältnisse in der Arbeits- und Krankenwelt
Hinweis aus meiner Erfahrung:
- Viele Leute sind nicht instruiert und erfahren, wie man sich als Arbeiter bei extremer Hitze verhält.
- Viele Leute haben keinen Durst und rackern einfach wie gewohnt weiter (bis sie umfallen oder zusammenbrechen).
- Schlimm:
Viele Leute stehen unter Streß, Arbeitspensum, Verdienst- und Umsatzzwang (wie die oft 'selbstständigen' Paketboten), so daß sie Raubbau an ihrer Gesundheit betreiben.
- Manche Arbeitgeber in gekühlten Büroräumen sehen nicht die derzeitige Not ihrer Mitarbeiter (z.B. in ungekühlten, heißen Arbeitsräumen, z. B. Labors in Kliniken, überhitzten Altenheimen, gerade in den oberen Stockwerken…), die auch in Ausnahmesituationen eine hohe Leistung bringen müssen (Paketbote, Schwester im Heim, …).
- Schlimm ist, wenn sogar die BG-Bau feststellt, daß offizielle Hitze-Regelungen meist gebrochen werden ….
- Mir begegnete im Notdienst vor Jahren sogar ein LKW-Fernfahrer, dessen Chef die Klimaanlage des Fern-LKW etxtra ausgebaut hatte, um Sprit zu sparen!
Daher auch mein Rat als Arzt:
Mögen alle Beteiligten und Vorgesetzten den Appell unseres Präsidenten der Bundesärztekammer ernst nehmen und sich gesundheitsbewußt verhalten.
(Praktischer Tipp für die Paketdienste:
Rüsten SIE, von sich aus!, Ihre Lieferwagen mit täglich mindestens 2 Flaschen Mineralwasser für Ihr Personal aus.
Rechnen Sie mit einer gewissen Hilflosigkeit, Phlegma oder Verdrängung Ihrer Mitarbeiter.
Sorgen SIE als Vorgesetzter vor, betreiben Sie Unfall-Prävention! Etc.).
Manche Mitarbeiter denken von sich aus nicht an Wasser-Vorräte im Auto für die ganze Schicht tagsüber. Und 'Tankstellen' sind doch nicht so häufig und leicht erreichbar ..
Andere Arbeitgeber könnten Ventilatoren aufstellen lassen oder auch für künftige Hitzewellen in gewissen Räumen (Kliniklabors, Schwesternzimmer in Pflegeheimen, …) KLIMA-Anlagen installieren lassen.
Danke für Ihr Verständnis.
Mit freundlichen Sommergrüßen aus München
Ihr
Dr.(I) Gero Winkelmann
Prakt. Arzt, Notdienst- und Poolarzt
Hartmannbund-Mitglied, 65 J.
Truderinger Str. 53
82008 Unterhaching
Hitze im Gesundheitswesen
Als Notdienstarzt fallen mir seit Jahren fokgende ungute Situationen im Gesundheitswesen auf:
a) Alte Menschen:
- Sie trinken zu wenig, spüren den Durst nicht, besonders wenn sie dement sind;
- Frauen spüren den Durst physiologisch weniger.
- leben in oberen Stockwerken ('die Oma unterm Dach'),
- leben in alten Häusern, deren Dächer schlecht isoliert und folglich im Sommer sehr heiß sind.-
b) Bettägerige:
Weitere Informationen und Links
Deutsches Ärzteblatt: Hitze - https://www.aerzteblatt.de/archiv/206849/Hitzewellen-und-Gesundheit-Praxis-und-Patienten-vorbereiten
Stern, Hiltzzewelle, Frankfureter Marathon: https://www.stern.de/panorama/wetter/hitzewelle-in-deutschland--dutzende-laeufer-kollabieren-bei-halbmarathon-8768988.html
WAZ: Tipps bei Sahara-Hitze: https://www.waz.de/leben/es-wird-heiss-so-ertraegt-man-die-sahara-hitze-besser-id226259995.html
Schluß
Vielen Dank für Ihren Besuch und Ihr Interesse!
Mit freundlicher Empfehlung
gez.
Dr. (I) Gero Winkelmann, Prakt. Arzt
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