Kirchenkritik - kurz
Sehr geehrter Besucher,
lieber Arztkollege und Mitchrist,
der Münchner Bereitschaftsarzt Dr. Gero Winkelmann ist in Ausübung seines Berufes zur Kenntnis von Kichenaustritten wegen einstmals prügelnder Geistlicher in Oberbayern gelangt.
In einer Umfrage unter Geistlichen und gläubigen Ärzten -(Mai 2015) soll nach Möglichkeiten gesucht werden, Frieden in diese verwerfliche Situation und Heilung für alle Beteiligten zu bringen.
Brief an Geistliche und Ärzte
2.5.2015, gw
Sehr geehrte, liebe katholische Geistliche,
Arztkollegen vom Bund Katholischer Ärzte, Theologen, Psychotherapeuten, Gläubige, Mitarbeiter im Ordinariat,
aus aktuellem Anlaß möchte ich mir erlauben, Sie über einen Vorfall, ein Zeitzeugnis zu informieren und um Ihre Meinung zu bitten:
Es geht um das Thema 'Kirchenaustritt wegen einstmals prügelnder Priester'.
Vorgang:
Im heutigen Ärztlichen Notdienst in Unterhaching (Lkrs. München) habe ich eine ältere Frau (mit Rückenschmerzen) besucht.
Da sie Maria mit Vornamen hieß, wollte ich Sie auf das katholische RADIO HOREB aufmerksam machen...
Sie antwortete leise:
- Sie sei nicht mehr katholisch,
- sie sei zusammen mit ihrem Bruder mit 20 Jahren aus der Kirche ausgetreten. (1967)
- Grund:
Unschöne Erlebnisse wegen 'prügelnder Geistlicher' (im oberbayerischen Alpengebiet, wo sie aufgewachsen war).
- Sie habe dadurch das Vertrauen in die katholische Kirche verloren.
- Trotzdem besuche sie immer wieder und mit Freude die schönen katholischen Kirchen.
Es stellen sich Fragen:
FRAGEN an Sie, liebe Priester und Gläubige:
a) Zur Kirche:
- Wissen die Kirchenoberen von derartigen beklagten damaligen Untaten, die es wohl in großem Stil gegeben haben muß?
- Wie kann man die (vielen) verprellten und nicht mehr mit der Kirche verbundenen Gläubigen:
-- heute ausfindig machen,
-- sie um Entschuldigung bitten und
-- sie zum Verzeihen und wieder zum Eintritt in die Kirche bewegen?
- Was können das Gottesvolk / die Pfarrgemeinden selber tun, den Unsegen durch einstmalige Prügelstrafe, mangelnde Seelsorge, Kirchenaustritt und stilles Leiden und eben FEHLEN in der Kirchengemeinschaft dieser nahen Mitmenschen unter uns wieder gut zu machen?
-
Fragen an Geistliche
b) Zu den (damaligen) Geistlichen:
- Wie ihnen die damaligen Untaten bewußt machen?
- Ihnen helfen, mit der damaligen Schuld umzugehen?
- Mit ihnen eine Wiedergutmachung zu initiieren?
(Bitte nicht verschweigen / das Thema unterdrücken / es 'aussitzen' /
keine Ausrede 'Schlagen war damals halt eine Erziehungsmethode'…-
NB:
- Es brennt!
- Seelen leiden, die Leute kommen wegen priesterlichen Versagens nicht mehr zu den Sakramenten).
- Und wie steht es mit den indirekt Beteiligten, die von dieser 'Erziehungsmethode' wussten und diese durch ihr Schweigen deckten?
(Eltern, Mitgeistliche, Lehrer, Schul- und Pfarrsekretärinnen, Mitschüler, PGR-Mitglieder, ….)
Die Opfer selber
c) Die fernen, verprellten, verstörten Mitmenschen und getauften Christen, unsere Nachbarn von nebenan (zwischen 60 und 90 Jahren alt):
- Wie sie von ihrer inneren Starre loslösen? Sie von ihrem verschämten Schweigen lösen?
- Wie ihnen die GUTE BOTSCHAFT überbringen?
- Wie sie um Verzeihung bitten?
- Wie ihnen eine offizielle, öffentliche Entschuldigung nahe bringen?
(Wie bei den lange verschwiegenen Vorfällen von Ettal, Regensburg,…)
Vielleicht nimmt sich jemand der Geistlichen und wohlmeinenden christlichen Journalisten des Themas an?
... als katholischer Arzt
Ich als katholischer Arzt, der seinen Glauben auch im Beruf gerne praktiziert und gerne missionarisch tätig ist, bin erschüttert über derartige spontane Zeugnisse und empfinde die dringende Notwendigkeit, diesen Menschen und allen Beteiligten - auch und vor allem den damaligen Geistlichen, die jetzt im Ruhestand leben - Hilfe zu bringen.
Bei der ärztlichen Leichenschau fällt mir auf, daß nur wenige verstorbene Katholiken vorher das Sakrament der Krankensalbung erhalten haben.
Auf Nachfrage höre ich oft, dieser Mensch habe seit Jahren nichts mehr mit der Kirche zu tun gehabt und auch keinen Besuch eines Seelsorgers haben wollen…
Kurz: Die Leute versterben - mit 70-90 Jahren - unversöhnt mit der Kirche (und wohl auch mit Gott.).
Sie nehmen, besonders bei Alzheimer-Demenz, die Erinnerungen an die Untaten in der Jugendzeit mit ins Grab.
Und die alten Geistlichen ebenso - hoffentlich hatten sie die Gnade, Ihrer Missetaten noch bewußt zu werden und sie zu beichten.
Vielleicht könnte man dieses Thema einmal in der Alten-Priesterseelsorge an sprechen.
Bitte um Rat und Hilfe ...
Liebe Seelsorger, Ärzte und Mitchristen:
1. Bitte raten Sie mir, was man jetzt tun kann und soll.
An welche offiziellen Stellen ich mich wenden kann zwecks einer gütlichen und konstruktiven Lösung des Problems (Hilfe für verletzte Seelen, uneinsichtige Täter, geschwächte Kirche) wenden kann.
2. Wie können wir - an unserem Ort und in unserer Funktion - der KIRCHE helfen, diesen Makel anzugehen und Seelen zu retten?
Vielen Dank für Ihr wohlwollendes Interesse, Ihr Gebet, Ihre helfende Mitwirkung.
Gerne dürfen Sie diesen ärztlichen Erfahrungsbericht weiterleiten an kompetente Mitchristen und Kirchenverantwortliche.
NB: Es geht hier nicht um bloße Kirchenschelte!
Mit allen guten Wünschen und mit freundlichen Grüßen aus München
Ihr
Dr.(I) Gero Winkelmann
Prakt. Arzt, 61, Bereitschaftsarzt
Leiter des Bund Katholischer Ärzte / BKÄ-Arbeitskreis Ethik
Truderinger Str. 53
D-82008 Unterhaching
Zu klärende Fragen
Diesem schlummernden Eisberg kann man sich wissenschaftlich und nüchtern nähern und Antworten auf folgende Fragen finden:
1. Stimmt das mit dem Vorwurf 'prügelnde Geistliche'?
2. Wieviele damalige Jugendliche waren betroffen?
3. Wieviele leiden noch heute (nach 50 Jahren) an diesen Untaten?
4. Ist die Prügelstrafe tatsächlich ein Grund, aus der Kirche auszutreten?
5. Liegen vielleicht vor allem ganz andere Gründe für den damaligen Kirchenaustritt oder die heutige Kirchenferne vor, als der Vorwurf an prügelnde Geistliche?
Links & Berichte zu 'prügelnden Priestern'
Zum Thema 'prügelnde Priester' sind folgende Artikel interessant:
1. Widerspruch zu Papst Franziskus:
a) Die Welt zu Papst Franziskus: 'Würdevolles Schlagen': http://www.welt.de/vermischtes/article137231943/Alle-sind-gespannt-wann-der-Papst-wieder-zuschlaegt.html
b) Kein 'Schlagen in Würde':
http://www.rp-online.de/panorama/ausland/papst-franziskus-erntete-neuen-widerspruch-mit-klaps-thesen-aid-1.4859258
c) Vatikan. Kinderschutzkommission:
http://www.n-tv.de/politik/Kinderschutzkommission-will-Papst-beraten-article14473006.html
2) n-TV zu Ettal + Regensburg: 'Mißbrauch mit Methode: Prügel noch und noch':
http://www.n-tv.de/panorama/Pruegel-noch-und-noch-article761917.html
3) Vatikan-Kommission: 'Kein Platz für Prügeln in Erziehung':
http://www.kath.net/news/49384
4. FAZ: Papst setzt Kinderschutzkommission ein:
http://www.faz.net/aktuell/politik/missbrauch-in-der-katholischen-kirche-papst-setzt-kinderschutzkommission-ein-12858993.html
Schluß
Vielen Dank für Ihr Interesse!
Mit freundlicher Empfehlung
gez.
Dr. (I) Gero Winkelmann, Prakt. Arzt
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