Entgleiste Notdienstplanung München - kurz
Sehr geehrter Besucher,
sehr geehrte, liebe Arztkollegen in Notdienst, Klinik und Praxis,
Bereitschaftsärzte in München (und Oberbayern) schlagen Alarm:
Durch das neue Online-Reservierungs- und Planungssystem der Kassenärztlichen Vereinigung ist es bei der Reservierung für 2021 zu unguten Situationen gekommen: Innerhalb kürzester Zeit haben sich organisierte Poolärzte (= ermächtigte Bereitschaftsärzte der KV) und Vertragsärzte sich fast alle lukrativen Notdiensttermine in 2021 ONLINE gesichert und dabei teilweise mehrere hundert Termine 'gehamstert'.
Die Folge: Einerseits freut es die dienstverpflichteten (Fach-) Vertragsärzte, da diese dann keinen Dienst mehr erhalten, andererseits bleiben die ehemaligen Vertretungsärzte und auch andere Vertragsärzte OHNE Notdiensttermine und somit OHNE Einkünfte.
Der Markt ist aufgesogen von cleveren Ärzten von außerhalb (z.B. Berlin), zumal die KV einen Teil der Reisekosten und des Logis übernimmt.
Dazu kommt noch, daß unluktrative Dienste (Klinik-Praxisdienste an Nachmittage und am Wochenende, à 3-6 Stunden) UNBESETZT bleiben. -
Dr. Gero Winkelmann protestiert als einer der Betroffenen und fordert eine baldige, gütliche Lösung, auch damit MÜNCHNER Ärzte nicht arbeitslos werden, bzw,. sich weit außerhalb umschauen pder gar wegziehen müssen.
Aufruf an ärztliche Standesorganisationen München
Am 14.12.2020 schrieb der Winkelmann folgenden E-Mailbrief:
An die Vorstände der Ärztlichen Standesorganisationen in München, für München und Bayern
An die dortigen Ausschüsse für den Bereitschaftsdienst, an die Rechtsabteilungen
Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen von Vorstand, Bereitschaftsdienst, in Verantwortungsfunktionen,
hiermit möchte ich Sie informieren und um Hilfe bitten:
Es geht um belastende, benachteiligende und skurile Vorkommnisse im Zusammenhang mit der Gestaltung des jetzigen und vor allem des KV-Notdienstplans für 2021 im Raum München und Oberbayern.
Kurz: Durch das ONLINE-Reservierungssystem für KV-Bereitschaftsdienste (Fahr- und Praxisdienste) in Bayern, durch eine Schwemme von Poolärzten (insbesondere Klinikärzten und Auswärtigen) und einigen ganz cleveren Kollegen (Poolärzte und auch Vertragsärzte) ist es im Sommer 2020 zu einer unerwarteten, raschen, fast automatisierten und quasi vollständigen Reservierung aller Notdiensttermine gekommen.
Der ‚Markt‘ ist leer!
(An sich eigentlich ‚schön‘ für die Vertragsärzte, aber:)
Jedoch kommt es zu unangenehmen Folgen:
- Ausgeprägte Selbstbedienungsmentalität (obwohl pro Arzt nur 48 Stunden vorgesehen waren)
- Anhäufung von lukrativen Notdienstterminen in den Händen weniger Kollegen (einige sogar aus Berlin),
(Schlimmes Beispiel: Ein Kollege fährt 33 Schichten à 8 h monatlich; eine Vertragsärztin fährt bis zu 9 Schichten am Stück (und schläft im ND-Taxi…)
- manche, langjährige Notdienstärzte sind bereits jetzt und ab 2021 arbeitslos (wie z.B. ich), einige am Notdienst interessierte Vertragsärzte verprellt;
- das Online-Reservierungssystem der KV ist in diesem Sinne seit 2020 ‚entgleist‘
- Mängel in der Bereitschaftsdienstordnung und im Poolarztsystem werden offenbar.
Hauptproblem: Immer mehr Ärzte fühlen sich ungerecht behandelt und können ihrer gewohnten Arbeit nicht mehr nachgehen.
Der Bereitschaftsdienst und die meist Nicht-KV-Ärzte sind einem unwürdigen und unkollegialen Verteilungskampf überlassen worden.
Viele auswärtige Ärzte (Berliner, Österreicher, …) schnappen sich (die lukrativen) Notdienste in MÜNCHEN weg,
Dienste in ÄBD-Praxen und auf dem Lande sind schlecht zu besetzen,
Münchner Bereitschaftsärzte haben wirtschaftlich das Nachsehen (wie ich)
Daher wende ich mich – auch im Namen anderer Notdienstkollegen - jetzt an Sie, die Sie Verantwortung tragen als Standespolitiker:
Meine Bitte an Sie als mit-verantwortliche Arztkollegen:
- Helfen Sie mit, daß wieder Ordnung und Ruhe im Ärztlichen Bereitschaftsdienst der KV einkehrt,
- schützen Sie die ärztliche Würde und kollegiales Verhalten,
- dass Kollegialität, Gerechtigkeit und eine gute, ärztliche Mentalität im ÄBD und bei den Bereitschaftsärzten einkehrt, insbesondere für die Kollegen am Ort,
- dass ein Verteilungskampf unter Ärzten unterbleibt und einige dann nicht in wirtschaftliche Not geraten,
- dass auch die Nicht-KV-Mitglieder (Poolärzte, Vertretungsärzte, ….) in ihrer KV-Arbeit von der KVB integriert, betreut und geachtet werden, möglichst auch
direkt von ARZT-Kollegen.
- dass die Bereitschaftsdienstordnung BY (und damit auch die Poolarztverträge) überprüft und in diesem Sinne aktualisiert wird,
Näheres in meinem beigefügten Schreiben vom 12.12.2020 an die Mitglieder der KV-Vertreterversammlung von Bayern.
Es gibt noch einige spezifische Themen, die es Wert sind, diskutiert und harmonisch gelöst zu werden:
- NEIN zu Wegschnappen von lukrativen Notdiensten, insbesondere in ‚guten‘ Gegenden und zu guten Zeiten,
- JA zu einer Sicherheits-Bereitschaftspauschale (z.B. für Praxis-Dienste, Fahrdienste auf dem Lande…),
(seit 25 Jahren gibt es den sog. ‚Hartmannbund Honorarspiegel für Vertretungen‘ aus München, der kollegial ist und niemanden übervorteilt)
- JA zu ausgeglichenen Dienstzeiten und zur Achtung von Arbeitsqualität und Gesundheit der Bereitschaftsärzte, …)
Gerne stehe ich zu Rückfragen zu Ihrer Verfügung.
Vielen Dank für Ihre Mühe bei der Lösung dieses akuten Problems.
Mit allen guten Wünschen für Sie persönlich und für Ihr Amt und für die nahende Weihnachtszeit und den Jahreswechsel
verbleibe ich mit freundlichen Grüßen
Ihr
Dr.(I) Gero Winkelmann
Prakt. Arzt,… (Begründer und Leiter des Hartmannbund-Arbeitsausschusses Notdienst-, Pool- und Vertretungsärzte Bayern)
Lesebrief an die Münchner Ärztlichen Anzeigen
Guten Tag,
vom ÄKBV wurde ich gerade an Sie verwiesen, die Redaktion der Münchner Ärztlichen Anzeigen.
Mein Anliegen, der ich seit 1986 Mitglied im ÄKBV und seit 30 Jahren hauptberuflicher Notdienstarzt bin:
Ich möchte hiermit einen kurzen Leserbrief einreichen zum aktuellen Thema: Ungerechte Verteilung von Notdiensten 2021 – manche Notdienstärzte jetzt arbeitslos, auch Vertragsärzte verprellt
Problem: Es geht um wirtschaftliche Bedrohung von uns hauptberuflichen Vertretungs- und Poolärzten im KV-Bereitschaftsdienst München-Oberbayern:
Durch das neue Online-Vergabesystem der KV ist gerade für 2021 ein enormer Verteilungskampf um die Notdiensttermine in 2021 ausgebrochen – und zwar außerhalb der KV.
Es geht nicht mehr gerecht zu, wie früher, als die KV noch selber die Notdienste an die (Münchner) Vertragsärzte verteilte. (Nur circa 48 Dienststunden pro Jahr.)
Clevere Kollegen (insbesondere Poolärzte von München und sogar aus Berlin und Österreich) bedienen sich hemmungslos, innerhalb von Stunden waren alle Angebote für 2021 weg. Auch interessierte Vertragsärzte selber haben jetzt das Nachsehen.
Die KV finanziert sogar die Anreise von Kollegen von weit auswärts!
Fakt: Viele Bereitschaftsärzte bleiben jetzt außen vor, sitzen auf dem Trockenen, weil mehrere Poolärzte sich unkollegial und massenweise online ‚bedienen‘, zum Teil mehrere 100 Dienste hamstern (!).
Viele zunächst unpassende Termine werden derzeit laufend über unsere Notdienst-WhatsApp-Gruppe getauscht.
Ein Kollege brüstet sich sogar, monatlich 33 8-Stunden-Schichten zu fahren.
Und eine Münchner Vertragsärztin macht sogar 9 (!) 8-Stundenschichten am Stück und schläft in kleinen Pausen sogar im Notdiensttaxi…
Einerseits freuen sich viele Vertragsärzte jetzt, daß für sie keine Dienste mehr übrig sind (und sie diese nicht mehr an uns langjährigen Bereitschaftsärzte weiterzugeben brauchen.)
Andererseits fällt auf, daß viele Sitzdienste an den Kliniken frei geblieben sind, weil sie meist sehr gering ausgelastet und generell unlukrativ sind.
In umliegenden Städten mit vielen Fachärzten (LA, FS, NU, …) sind Notdienste seit Jahren nur noch mit Mindestpauschale an Poolärzte zu bringen.
Denkt jemand auch an die Situation, wenn einer dieser Super-Notdienstärzte ausfällt? Ich plädiere dafür, die Dienste auf viele Schultern zu verteilen und vor allem die hiesigen Ärztinnen und Ärzte zu berücksichtigen.
Kein Ausverkauf der Münchner Notdienste an auswärtige Selbstbediener. Und eine kollegiale Sicherheits-Mindestpauschale, zumindest für unattraktive Dienste auf dem Lande und in den Kliniken, sollte zu akzeptieren sein.
Im Namen einiger Notdienstärzte bitte ich die KV, deren Vertreterversammlung und auch die Ärztekammer, umgehend für Ordnung und Sicherheit in diesem entgleisten Planungssystem zu sorgen.
Vorschlag: Ob man Pakete à 48 Dienststunden anbietet: Lukrativer Dienst in München-Stadt, zusammen mit einem Tag- oder Nachdienst auf dem Lande und einem Klinik-Praxisdienst, auch zu sensiblen Zeiten. Das wäre gerecht und kollegial.
Und bitte bald handeln, falsch verteilte Notdienste für 2021 zurücknehmen und gerecht verteilen. Danke.
Gez. Dr.(I) Gro Winkelmann, Prakt. Arzt, Ärztl. Vertretungen, 82008 Unterhaching
(Arbeitsausschuß Hartmannbund-Vertretungs- und Poolärzte Bayern) (Infos auf www.winkelmann-arzt.de)
FRAGE:
- Würde ein solcher Leserbrief passen und veröffentlicht werden?
Gerne dürfen Sie mich zurückrufen.
Vielen Dank und freundliche Grüße
Ihr
Dr.(I) Gero Winkelmann
Prakt. Arzt, hauptberuflicher Vertretungs-Bereitschaftsarzt
Truderinger Str. 53
82008 Unterhaching
Tel. 089 – 61 50 1717
WhatsApp: 0171 – 513 11 04
Verbesserungsvorschläge
Hier einige Überlegungen, wie man die ungute Situation verbessern könnte::
A) Die Pool-, Vertretungs- und alle Notdienstärzte:
Ärztlich-organisatorische Anstandregeln für alle Notdienstätze aufstellen:
- Selbstverpflichtung auf eine Beschränkung der Übernahmen von Notdiensten,
- Keine Doppeldienste mehr zu fahren, nur in Ausnahmefällen sind 2 Schichten am Stück gestattet
B) Kassenärztliche Vereinigung Bayerns und Vertragsärzte
- Rücknahme der bisherigen Vormerkungen und ND.-Übernahmen für 2021,
- Neugestaltung der Bereiche München-Stadt, evtl. auch für Oberbayern für den Zeitraum 1-2021 bis 1-2022
- JEDER Vertragsarzt soll seine Vormerkungen einbringen können (z.B. für sich selber oder seine Vertretungs- und Poolärzte)
- Jeder Vertragsarzt soll ca. 48 Stunden vormerken, darunter wenigstens ein Nacht-, 1 Feiertags-, 1 Praxisdienst
- Keine Übernahme von Fahrt- und Logiskosten für MÜNCHEN (Bez. 1-4), um keine auswärtigen Ärzte anzuziehen.
Schluß
Vielen Dank für Ihr Interesse und mit freundlicher Empfehlung
gez.
Dr. (I) Gero Winkelmann, Prakt. Arzt
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